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Blick für die Sekunde

Nach dem Abitur und einem Chemiestudium (1955–1962) in Heidelberg studierte Karlheinz Biederbick von 1962 bis 1968 Bildhauerei an der HfBK Berlin bei Bernhard Heiliger. Dabei beschäftigten ihn zunächst konstruktive Probleme in Bezug auf abstrakte Plastik. Ab Mitte der 1960er Jahre setzte er sich zudem mit der Gestaltung menschlicher Figuren auseinander, ein Prozess, der ab 1968 deutlich auf die Modellierung realistischer Plastiken zuläuft. 1970 gelang ihm seine erste konstruktiv erfasste realistische Plastik, die aus drei Polyesterfiguren bestehende „Badegesellschaft“. Von 1973 bis 1999 war Biederbick Professor für Bildhauerei an der HfBK Berlin . 1976 trat er gemeinsam mit Ehefrau Christa der Gruppe Zebra bei.

Diese 1964/65 gegründete hatte als künstlerische Zielsetzung in einem Grndungsmanifest festgehalten: “Bei den Bildhauern treten, was die ersten realistischen Arbeiten betrifft, folgende Gestaltungselemente in den Vordergrund:

  • Die Figuren sind lebensgroß.
  • Sie stehen nicht auf Sockeln, sondern dem Betrachter gegenüber.
  • Verzicht auf kostbare Werkstoffe wie Marmor oder Bronze; stattdessen billiges Polyesterharz ohne Affektionswert.
  • Die glatten Oberflächen zeigen keine Werkzeugspuren (mit ästhetischem Eigenleben), so dass sich die gemeinte Formulierung ungestört entfalten kann.
  • Einsatz von Farbe als weiterer Verweis auf tatsächlich Gesehenes. “

 

Biderbick hat seinen persönlichen Stil, seine persönliche Note gefunden und gemeinsam mit Frau Christa immer weiter entwickelt, geradezu perfektioniert.

Ihm, so erzählt er  im Film, ist es immer darauf angekommen “die eine Sekunde” , diesen einen Augenblick für seine Werke zu portraitieren. Sei es beim Eishockeyspiel, dem Treppen steigen oder dem eines vietnamesischen Fallschirmspringers bei der Landung, dieser Augenblick wenn er den Erdboden mit dem Fuss erstmals berührt.

Später entwickelte Karlheinz Biederbick die Liebe zum Ton und gestaltete bis heute hunderte Reliefs, die alle einen historischen Hintergrund haben und dreidimensonale Strukturen aufweisen.

Mit Schauern blickt er auf seine Erlebnisse der Nazi-Diktatur zurück, die er im Internat erlebt hat und verarbeitet diese Erlebnisse in seinen Werken. Aber auch der Jazz, Fliegerei oder einfach Naturerfahrungen interpretiert Biederbick mit seiner ganz besonderen Technik.

Michael Huppertz hat Karlheinz Biederbick in seinem Atelier besucht und ihm bei der Gestaltung mit Ton über die Schulter geschaut. Das besondere daran: Biederbick hat sich aus Holz eigene Werkzeuge geschaffen, die es ihm ermöglichen die Dreidimensionalität seiner Reliefs im richtigen Licht erscheinen zu lassen. 

Beitragslänge: 14 Minuten 43 Sekunden

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