Anlässlich der Tage der offenen Ateliers 2025 hat sich StreamingHavelland aufgemacht – dorthin, wo Kunst nicht im Rampenlicht steht. Zu Orten, die keinen kommerziellen Anspruch erheben, aber dennoch von großer Bedeutung für das kulturelle Selbstverständnis des Havellands sind. Denn auch das Verborgene trägt Kultur – leise, aber kraftvoll.
So wie der Kunsthof in Gräningen: Am unscheinbaren Ende einer Straße gelegen, eröffnet sich dem Besucher eine Welt, die man hier kaum vermuten würde – ein Ort der Stille, der Besinnung, der Kunst, geschaffen als Lebenswerk.
Karin Zimmermann, die Frau des Künstlers Hans Zimmermann, und ihr Sohn Dirk „Paule“ Zimmermann geben vor der Kamera Einblicke in den Geist dieses außergewöhnlichen Ortes – und lassen die Gedanken und das Lebenswerk von Hans Zimmermann, †2024, lebendig werden.
Eine Reise durch Handwerkskunst, Imkerei, Bleiverglasung und Glaube – verwoben mit der Geschichte einer Familie, die den Kunsthof zu einem Ort gemacht hat, der weit über das Havelland hinausstrahlt.
Was einst mit dem Wunsch begann, auf einem alten Grundstück Bienen zu züchten, wurde zu einem Gesamtkunstwerk: Glockenturm, Kapelle, Scheune, Atelier – jedes Bauwerk auf dem Hof erzählt eine eigene Geschichte. Hans Zimmermann, Sohn eines Rathenower Kunstmalers, erlernte ursprünglich das Glaserhandwerk und spezialisierte sich auf die filigrane Kunst der Bleiverglasung. Seine Werke reichen von gegenständlicher und surrealistischer Malerei über sakrale Holzschnitzkunst bis zu mundgeblasenem Farbglas, das Geschichten erzählt – etwa die der Schöpfung oder die vier Strophen des Volkslieds „Hoch auf dem gelben Wagen“, kunstvoll eingefangen in farbigen Glasbildern aber auch zur Jagdmesserfertigung.
Zentrum des Ensembles ist die in traditioneller Fachwerkbauweise errichtete Bienenhauskapelle – ein stiller, lichtdurchfluteter Ort der Ruhe und Besinnung. Auf einer Bank, gefertigt aus alten Bienenkästen, darf der Blick im Innern wandern und der Geist zur Ruhe kommen.
Umgeben ist man von Ikonen im Stil russischer Meister, von biblischen Skulpturen und farbigen Glasfenstern, in denen sich Zellenformen aus Tier- und Pflanzenwelt wiederfinden. Selbst ein Gebet aus dem 11. Jahrhundert mit Bezug zur Biene wurde hier kunstvoll in Glas eingefasst – als Brücke zwischen Spiritualität, Natur und Kunst.
Der benachbarte Glockenturm beherbergt die imposante St.-Ambrosius-Glocke – gegossen in Lauchhammer, auf hell und lange nachklingendes klingendes „H“ gestimmt und dem Schutzheiligen der Bienenvölker gewidmet. Umgeben ist sie von kunstvoll gestalteten Bleiverglasungen, die Stationen des Lebens nachzeichnen – von der Geburt bis zum Tod. Ein stilles Denkmal der Vergänglichkeit – und der Schönheit des Dazwischen.
Dirk „Paule“ Zimmermann, Sohn des Künstlers und seit 2015 mittelalterlicher Stadtführer in Rathenow, führt anlässlich der „Offenen Ateliers Tage“ durch den Kunsthof. Mit Puppe, Laute und Humor zeigt er, wie Kunst, Geschichte und Spielmannskunst zueinanderfinden – darunter auch das Puppenpaar „Hans und Liesel“, das liebevoll an den Vater erinnert.
Kurz vor seinem Tod brachte Hans Zimmermann gemeinsam mit seinem Sohn zahlreiche Gemälde an die Decke des Ateliers an. Besucher können diese auf einem eigens entwickelten Rollwagen betrachten – eine kunstvolle Einladung zum Perspektivwechsel. Neben der Malerei zeugen auch kunstvoll gefertigte Jagdmesser von der Handwerkskunst des Künstlers.
Der Kunsthof Gräningen ist mehr als ein Ausflugsziel – er ist ein Ort des Staunens und der inneren Einkehr.
Nur eine Autostunde von Berlin entfernt, lässt sich der Hof besonders schön per Fahrrad erreichen – über den Havellandradweg via Nennhausen. Ein verborgenes Kleinod, das längst über die Grenzen des Havellands hinausstrahlt – mit Besuchern aus ganz Europa, ja sogar aus Kanada und den USA. Ein außergewöhnlicher Ort der Begegnung, der Kunst, Natur und Spiritualität vereint – und damit zweifellos ein lohnenswertes Ziel für alle, die das Besondere im Havelland suchen.
Weitere Informationen:
http://www.kunsthof-graeningen.de/